Aufgrund seiner zentralen Lage und hohen Kaufkraft steht die Schweiz bei vielen Weinexporteuren ganz oben auf der Liste. Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass Zürich eine lebhafte Weinszene hat und gleich mehrere spannende Weinmessen beherbergt. Schauen wir uns die beliebtesten einmal genauer an. Die nachfolgenden Informationen basieren auf bisherigen Erfahrungen. Ticketpreise und Veranstaltungsorte können sich zukünftig ändern.

Expovina

Die Expovina ist zweifellos das Herzstück der Zürcher Weinszene – nicht nur wegen ihres Umfangs, sondern auch aufgrund ihres einzigartigen Charmes. Sie findet zweimal im Jahr statt, wobei die Herbstausgabe auf Schiffen stattfindet, die an den legendären Landungsstegen am Bürkliplatz angelegt sind. Diese besondere Kulisse schafft eine magische Atmosphäre. Zwar kann es gelegentlich etwas voll und leicht unübersichtlich werden, doch gerade die intime, schwimmende Location verleiht dem Event eine unverwechselbare Note.

Sowohl im Herbst als auch im Frühling präsentieren zahlreiche Aussteller aus aller Welt ihr Sortiment, wobei jedes Jahr oft einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird – häufig einer kleineren oder aufstrebenden Weinbaunation. Man kann sich auf ein hervorragendes Spektrum an Weinen aus der Alten wie aus der Neuen Welt freuen, ergänzt durch eine reiche Auswahl an Schweizer Weinen und faszinierenden Entdeckungen aus weniger bekannten Ländern. Darüber hinaus werden Masterclasses und verschiedene Essensstände geboten, um das Weinerlebnis abzurunden.

Wer festen Boden unter den Füßen bevorzugt, für den findet die Frühjahrsausgabe der Expovina in der angesagten Industrie-Location Puls 5 nahe der Hardbrücke statt. Zwar wirkt diese Messe im Vergleich zur Herbstausgabe etwas kleiner, bietet aber ein großzügigeres Raumkonzept. Lassen Sie sich davon nicht täuschen – an Wochenenden und abends kann es dennoch voll werden, daher lohnt es sich, den Besuch entsprechend zu planen!

Die Veranstalter geben sich große Mühe ein reibungsloses und gut organisiertes Erlebnis zu ermöglichen. So bietet die detailreiche Website unter anderem einen Lageplan aller Stände, was die Planung einer Verkostungsroute erheblich erleichtert. Wenn Sie sich von der schieren Vielfalt der Weine überfordert fühlen, sind die kuratierten Empfehlungen und ausgezeichneten Weine ein hervorragender Ausgangspunkt.

Für Weinliebhaber ist die Expovina ein Pflichttermin. Selbst nach unzähligen Besuchen freue ich mich jedes Mal aufs Neue – um alte Favoriten wiederzuentdecken, neue Schätze ausfindig zu machen und meinen Weinkeller aufzufüllen.

Zeit: Primavera April/ Weinschiffe November | Ort: Primavera Puls 5 / Weinschiffe Bürkliplatz | Ticketpreis: ~30 CHF | Link: expovina.ch

Zurich Wine Festival

Das Zurich Wine Festival, das im Herbst am Fuße des Uetlibergs in Sihlcity stattfindet, ist eine etwas kleinere, aber dennoch vielseitige Alternative zu Expovina. Es bietet ein beeindruckendes und vielfältiges Weinsortiment und ergänzt das Programm durch verschiedene spannende Events und Masterclasses. Allerdings schwankt die Qualität dieser Kurse stark, je nachdem, wer sie leitet.

In einer Masterclass, an der ich teilnahm, war die Weinauswahl zwar in Ordnung, doch der Vortragende machte mehrfach falsche Aussagen über italienische Weine und wirkte recht herablassend – das hinterließ leider einen negativen Geschmack. Zum Glück war eine andere Klasse, die ich besuchte, deutlich angenehmer und die Weine wurden kompetent präsentiert und die Region treffend beschrieben.

Auf der Ausstellungsfläche selbst fand ich eine großartige Auswahl an Weinen. Natürlich gab es Klassiker wie Verdicchio aus Marken, Amarone aus Valpolicella und erstklassige Pinot Noirs aus dem Burgund. Aber richtig spannend waren die verborgenen Schätze: seltene Sorten wie Erbaluce und Timorasso oder völlig unbekannte Trauben wie Slarina.

Ein echtes Highlight des Festivals ist die Präsenz echter Winzerinnen und Winzer, nicht nur von Händlern. Mit ihnen direkt über ihre Weine und Herstellungsprozesse zu sprechen, gibt einem ein tieferes Verständnis für ihre Arbeit und Leidenschaft. Besonders mochte ich die Gespräche mit kleineren Weingütern, die mit ungewöhnlichen Rebsorten oder innovativen Produktionsmethoden experimentieren.

Die Produzenten und Händler beim Zurich Wine Festival sind aufgeschlossen, kompetent und bereit, ihr Know-how zu teile, daher kann ich einen Besuch wirklich empfehlen. Bei den Masterclasses würde ich jedoch vorsichtig sein: Einige lohnen sich, andere sind eher enttäuschend.

Interessant fand ich auch, dass der Preis für eine Masterclass von einem Tag auf den anderen von 40 CHF auf 20 CHF reduziert wurde – vermutlich wegen geringer Anmeldezahlen. Ich verstehe die Lage der Veranstalter, aber es wirft die Frage auf, ob man wirklich im Voraus ein Ticket für eine Masterclass kaufen sollte, es sei denn, sie ist besonders gefragt oder liegt einem sehr am Herzen.

Zeit: Oktober | Ort: Zürich Papiersaal (in Sihlcity) | Ticketpreis: 30 CHF | Link: zurichwinefestival.ch

Matter Of Taste

Wer kennt sie nicht, die berühmten (oder berüchtigten?) Parker-Punkte – das von Weinkritiker Robert Parker entwickelte Bewertungssystem, das gefühlt schon ewig existiert. Obwohl Weinkritiker und ihre Benotungsmethoden oft für Diskussionen sorgen – manche Methoden sind zweifelhafter als andere (hust Luca Maroni hust) – halte ich Parkers System persönlich für eines der besseren.

Passend dazu ist Matter of Taste, das Parker-Event in Zürich, eine echte Hommage an Spitzenweine. Hier werden nur Weine präsentiert, die mit mindestens 90 Punkten bewertet wurden. Natürlich schlägt sich das in den Ticketpreisen nieder, aber dafür hat man die Chance, wirklich herausragende Tropfen zu probieren, darunter sogar einige mit den begehrten 100 Punkten. Auf der anderen Seite ist es eben dennoch eine Weinmesse, deren Ziel es ist, Wein zu verkaufen. Das bedeutet, dass viele der angebotenen Weine – etwa junge Barolos oder Bordeaux – ihr wahres Potenzial erst in 10–30 Jahren entfalten. Im Moment wirken sie oft noch etwas rau, mit harten, unintegrierten Tanninen und ohne die komplexen, reifen Aromen, die sie später so faszinierend machen.

Wenn man, wie ich, aus Neugier hingeht, sollte man sich darauf einstellen, dass nicht jede Probe ein Genuss ist. Man trifft zwar auf große Namen wie Sassicaia oder Weine von Vega Sicilia, aber man sollte nicht unbedingt die besten Jahrgänge erwarten. Manche dieser legendären (und unglaublich teuren) Flaschen haben mich eher kaltgelassen. Allerdings muss man sagen, dass die 98–100-Punkte-Weine wirklich etwas Besonderes sind. Einer der mit 100 Punkten prämierten Weissweine fühlte sich tatsächlich so an, als würde man Perfektion schmecken – wie ein makellos geschliffener Diamant, rein und erhaben, beinahe ein Kunstwerk.

Das heißt jedoch nicht, dass diese Weine leicht zugänglich sind oder “Spaß machen”. Ich würde es damit vergleichen, sich einen vielgelobten Filmklassiker wie „Der Pate“ anzuschauen. Ein großartiger Film (bzw. Filmreihe), aber um ihn wirklich zu würdigen, muss man sich konzentrieren. Manchmal ist man jedoch eher in der Stimmung für einen einfachen Actionstreifen mit Popcorn.

Unterm Strich ist dieses Event einmalig und faszinierend, und wenn Geld keine Rolle spielt, ist es auf jeden Fall einen Besuch wert – zumindest einmal im Leben. Für die meisten Weinliebhaber bieten jedoch die anderen Zürcher Weinmessen ein entspannteres und preiswerteres Erlebnis, mit zahlreichen phänomenalen Weinen, die darauf warten, entdeckt zu werden. Für mich persönlich bleibt das Parker-Event wohl ein einmaliges Abenteuer – aber ein denkwürdiges.

Zeit: März | Ort: Tonhalle | Ticketpreis: 249 CHF | Link: zurich.robertparker.com

About Bubbles

Für Liebhaber von allem, was perlt und prickelt, gibt es keinen besseren Ort als das About Bubbles Festival in Zürich. Für ein paar Tage verwandeln sich die Zimmer im 25hours Hotel Langstrasse in improvisierte Stände, die von Verkäufern und Produzenten von Schaumweinen bevölkert werden. Da jedes Zimmer in der Regel nur ein oder zwei Stände beherbergt, ist die Atmosphäre entspannter als bei anderen Veranstaltungen, was es deutlich einfacher macht, mit den Ausstellern ins Gespräch zu kommen.

Getreu seinem Namen bietet die Messe eine beeindruckende Auswahl an schäumenden Köstlichkeiten aus ganz Europa. Sie finden hervorragende Beispiele von deutschem und österreichischem Sekt, italienischem Prosecco, Lambrusco, Trento und Franciacorta sowie spanischem Cava und einer großen Auswahl an Crémants und natürlich Champagner aus Frankreich. Auch etwas speziellere Tropfen gibt es im Angebot, wie zum Beispiel Schweizer oder britischen Schaumweinen.

Zu meinen persönlichen Highlights gehörte der Franciacorta Satèn von Bellavista, der durch eine geringere Kohlensäure im Vergleich zu einem normalen Franciacorta (oder den meisten Schaumweinen nach der méthode traditionnelle) ein seidigeres Mundgefühl bietet. Ebenfalls beeindruckt haben mich die Champagner von Drappier, bei denen die Liqueurs de Dosage für ihre Bruts über 15 Jahre in kleinen Fässern gereift werden, um zusätzliche Aromen zu entwickeln. Eine weitere Besonderheit war der auf Petit Meslier basierende Sekt des Schweizer Produzenten Tom Litwan. Petit Meslier ist eine alte Rebsorte aus der Champagne, die heutzutage aufgrund ihres geringen Ertrags kaum noch angebaut wird, aber ein einzigartiges und interessantes Aromenspiel bietet.

Wenn Sie Ihre Kenntnisse über Schaumweine erweitern oder Ihren Weinkeller aufstocken möchten, ist diese Veranstaltung auf jeden Fall einen Besuch wert!

Zeit: Februar/März | Ort: 25hours Hotel Langstrasse | Ticketpreis: 80 CHF | Link: about-bubbles.com

Terroir Zürisee

Keine Liste der Zürcher Weinevents wäre vollständig ohne die Erwähnung des Terroir Zürisee, das charmante Festival unweit des Seeufers, das die Weine der Region rund um den Zürichsee feiert. Zwar findet man hier auch vertraute Sorten wie Pinot Noir (Blauburgunder), Sauvignon Blanc und Chardonnay, doch die wirklichen Schätze liegen in den lokalen Spezialitäten. Vom fantastischen Räuschling bis hin zu Schweizer Klassikern wie Petit Arvine und Heida gibt es viel zu entdecken.

Einige Winzer sorgen zusätzlich für Abwechslung, indem sie experimentelle Sorten mitbringen, darunter auch PiWis (pilzwiderstandsfähige Hybriden). Bei meinem letzten Besuch durfte ich Prior probieren und war von Charakter und Qualität positiv überrascht. Das Festival ist naturgemäß eher auf Weißweine ausgerichtet, was den Stärken der Region entspricht, aber die Bandbreite an Stilen sorgt dafür, dass wirklich für jeden etwas dabei ist.

In der idyllischen Location nahe Tiefenbrunnen ist Terroir Zürisee der ideale Ort für alle, die ihr Wissen über Schweizer Weine erweitern oder lokale Produzenten persönlich kennenlernen möchten. Wer sich also näher mit Schweizer Weinen beschäftigen oder Kontakte zu Winzern knüpfen möchte, sollte unbedingt vorbeischauen!

Zeit: April | Ort: Kulturareal Mühle Tiefenbrunnen | Ticketpreis: 25 CHF | Link: terroir-zuerisee.ch